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Vorwort

Wo Schatten, da auch Licht!

Rund fünf Millionen Nächtigungen verzeichnete die Bundeshauptstadt im Jahr 2021. Wenngleich das Plus von 9% zum Jahr davor beachtlich erscheint – 2020 hatte mit Jänner und Februar immerhin noch zwei zuwachsstarke Monate, während 2021 Wiens Beherbergungsbetriebe fast ein halbes Jahr für Freizeitgäste geschlossen waren – blieb das Vorjahr immer noch um 72% unter der Rekordmarke 2019. Doch wo es Schatten gibt, gibt es auch Licht: Erholungstendenzen waren ab der zweiten Jahreshälfte 2021 klar erkennbar. Die Monate August bis Oktober erreichten bis zu 60% des Nächtigungsniveaus vor der Krise. Die Buchungslage für November und Dezember sah noch besser aus, bis der der gesamtösterreichischen Situation geschuldete neuerliche Lockdown zunichtemachte, was ein guter Jahresausklang hätte werden können.

Den Wiener Beherbergungsbetrieben ist großer Dank auszusprechen! Trotz schwierigster Rahmenbedingungen hielt die Hotellerie dem Druck Stand. Die Zimmerpreise blieben im europäischen Vergleich auf stabilem Niveau. Während Städte wie London, Barcelona, Amsterdam oder Frankfurt Preisrückgänge von teilweise mehr als einem Viertel hinnehmen mussten, lag der Rückgang der Average Daily Rate – dem durchschnittlichen Zimmerpreis – in Wien 2021 mit rund 98 EUR „nur“ bei knapp 9%. Im November lag die ADR mit EUR 103,99 sogar erstmals wieder über dem Niveau von 2019. Insgesamt war erfreulicherweise zu beobachten, dass die Entwicklung des Beherbergungsumsatzes dynamischer nach oben ging als jene der Nächtigungen. In Summe wuchsen die Umsätze – ausgehend vom krisengeprägten Jahr 2020 – in allen Kategorien stärker als die Nächtigungen, was zur erwähnten Preisstabilität ganz wesentlich beitrug. Als besonderer Treiber fungierte die 5-Stern-Hotellerie, die nicht nur eine deutlich bessere Nächtigungsentwicklung hinlegte, sondern auch beim Nettoumsatz doppelt so hohe Wachstumsraten verzeichnete wie der Durchschnitt aller Betriebe.

Ein Blick auf die offizielle Bestandsstatistik der MA23 zeigt, wie sich der Hotel- und Bettenbestand im Langzeitvergleich verändert. Im Herbst 2021 verzeichnete Wien 347 Hotels und Pensionen mit mehr als 63.000 Betten. Das Bettenangebot hat sich zum Jahr davor um 8% – minus 5.100 Betten absolut – verringert, das Hotelangebot um 16%, minus 64 Betriebe absolut. Die Rückgänge betrafen vorrangig kleinere 4-Stern- und 3-Stern-Hotels bzw. Pensionen. Zugleich haben elf neue Betriebe mit insgesamt 3.400 Betten eröffnet. Das Angebot der 5-Stern-Hotels blieb bis Ende 2021 unverändert. Dem derzeitigen Planungsstand nach wird es Ende 2023 durch neu eröffnete Betriebe wieder mehr Betten geben, als vor der Pandemie. So schmerzhaft der Marktaustritt für den einzelnen Betrieb auch ist, können wir insgesamt optimistisch in die Zukunft blicken: Investitionen und neue Betriebe zeugen von nachhaltigem Vertrauen in den Standort und bedeuten nicht zuletzt einen weiteren Qualitätsschub.

Es ist nicht übertrieben zu sagen: Das Reisepublikum ist hungrig nach über zwei Jahren der Pandemie. Nahmärkte sind aktuell die sprichwörtliche Butter aufs Brot. Dennoch erwarten wir schon 2022 die USA als ersten Fernmarkt zurück. Sie waren nie ganz weg. In puncto Nächtigungen ist Wiens aufkommensstärkster Fernmarkt 2021 zwar auf den 5. Platz abgerutscht, bei den Hotelumsätzen lagen die USA aber nach wie vor auf Platz 3. Seit Ausbruch der Pandemie hat sich in den Vereinigten Staaten ein Sparguthaben in der Höhe von 2,6 Billionen US-Dollar angehäuft – ein Potenzial, das wir für den Restart der Fernmärkte nutzen wollen. Wien ist dafür international top positioniert: Mit dem US-Nachrichtenportal Bloomberg und der britischen Tageszeitung „The Independent“ führten zum Jahreswechsel 2021/22 gleich zwei renommierte Medien Wien in ihrer Liste der Top-Reiseziele 2022.

Wir sind ohne Frage von der raschen Rückkehr von Wiens Städtetourismus überzeugt, sobald sich die Welt aus der Geiselhaft der Pandemie befreit hat. Bis dahin – und darüber hinaus – ist Zusammenhalt gefordert. Die vergangenen beiden Jahre haben gezeigt, dass sich derart große Herausforderungen nur kooperativ bewerkstelligen lassen. Auch für die Erreichung der strategischen Ziele, die wir uns bis 2025 gesteckt haben, ist ein Gemeinsam-an-einem-Strang-Ziehen gefragt. Durch Covid-19 mussten wir unsere quantitativen Ziele teilweise adaptieren. Mehr dazu erfahren Sie im vorliegenden Bericht. An dieser Stelle sei aber einmal mehr betont: Tourismus – als Visitor Economy gedacht – soll künftig noch stärker für eine nachhaltige Entwicklung stehen, die die Grundlagen des Erfolges nicht untergräbt, sondern im Einklang mit den Zielen der Stadt und den Bedürfnissen der hier lebenden Menschen gestaltet wird. An unserem Credo, Qualitätstourismus zu forcieren, ändert sich nichts.

Mit neuen Formaten wie der regelmäßigen Visitor Economy Series und Angeboten zur kostenlosen, niederschwelligen Teilnahme an seinen Marketingaktivitäten hat der WienTourismus sein Serviceangebot an Wiens Visitor Economy ausgebaut. Auch die Stadt Wien lässt die Branche nicht im Stich: Mit einer Verlängerung der Anschubförderung für Beherbergungsbetriebe, dem vier Millionen starken Vienna Meeting Fund, Arbeitsmarktinitiativen oder touristisch relevanten Infrastrukturprojekten wie der Wien-Holding-Arena legt die Stadt den Grundstein dafür, bald wieder an die touristischen Erfolge vor der Pandemie anknüpfen zu können. Gehen wir es an – mit vereinter Kraft!

Peter Hanke
Amtsführender Stadtrat für Finanzen, Wirtschaft, Arbeit, Internationales und Wiener Stadtwerke
Präsident des WienTourismus

Norbert Kettner
Direktor WienTourismus
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